Fronleichnam

„Fünf Uhr aufstehen“ ist nicht wirklich meine Zeit. An einem normalen Arbeitstag kurz nach sechs fällt mir das schon schwer, aber an einem Feiertag? Noch früher? Da muss schon was besonderes anstehen. Und das war heute der Fall.

Fronleichnam – ein hoher katholischer Feiertag, an dem das Altarsakrament, die heilige Eucharistie aus den alten Kirchengebäuden ausbricht hinaus auf die Straßen und Plätze. Für Außenstehende mag das wirken wie Karneval/Fasching/Fasnet, so ein Umzug durch die Straßen mit lustig verkleideten Männern in langen Gewändern. Für uns Katholiken ist das anders, aber das hier ist jetzt nicht der Ort für eine theologische Auslegung. Um hier in diesem Blog Erwähnung zu finden, muss das Ganze schon was mit Afrika zu tun haben. Also spulen wir in der Zeit mal ein bisschen zurück:

Auch bei uns in Fellbach nimmt die Zahl der Kirchgänger immer mehr ab. Selbst an Weihnachten kriegt man inzwischen recht sicher einen Sitzplatz, wenn man kurz vor knapp erst kommt. Davon waren auch die Fronleichnamesprozessionen in Fellbach, Schmiden und Oeffingen betroffen, daher haben wir vor einigen Jahren entschieden, dass wir in Fellbach und Schmiden auf eigene Prozessionen verzichten und stattdessen in Oeffingen alle gemeinsam „auf die Straße gehen“. Dort gibt es schließlich die traditionsreichste Fronleichnamsprozession der Stadt mit vier Außenaltären.

Die Kirchengemeinde Schmiden hat das Jahr 2019 unter das Motto „Afrika“ gestellt und so kam vor einigen Wochen die Anfrage: „Wollt ihr nicht den vierten Altar für Euer Jahresthema machen?“

Tja, soweit die Vorgeschichte. Deshalb bin ich heute morgen um fünf Uhr aufgestanden, denn so ein Altar muss dann schließlich am Tag selbst auch aufgebaut werden. Einiges war schon vorbereitet, aber heute musste es konkret umgesetzt werden.

Aufbau am frühen Morgen mit mehreren Regenschauern

Drei engagierte Damen aus meiner Gemeinde trafen sich mit mir um sechs Uhr vor Ort und begannen zu werkeln. Ein blaues Tuch als Untergrund, Afrika mit Rindenmulch gebaut, drei Meter hoch und fast ebenso breit.
Einen Altar mit Tüchern aus Tansania, dazu passende Pflanzen. Eigentlich alles ganz einfach, wenn es nicht alle zehn Minuten wieder einen Regenguss gegeben hätte. Gut eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes war aber das Grundgerüst fertig, es ging zur Messfeier in die Christus-König-Kirche. Auch die Prozession machten wir die ersten beiden Stationen mit. Am dritten Altar gingen wir dann aber schnurstracks vorbei weiter zu unserem Afrika-Altar. Schnell noch die laminierten Bilder ausgelegt und bereit gemacht, Handzettel an die eintreffende Gemeinde zu verteilen.

De fertige Altar kurz vor Eintreffen des Prozessionszugs

Mit dem Altar und dem Bodenbild war es aber natürlich noch nicht getan. Es musste ja auch inhaltlich etwas gemacht werden. Der Liederkranz eröffnete die Station mit dem Lied „Wenn jeder gibt, was er hat“. Dann führte ein einleitender Text zur großen Hürde für die Gemeinde. Gemeinsam mit Pfarrer Amedeus Macha sprachen wir das „Vater unser“ auf Suaheli:

Baba yetu uliye mbinguni,
jina lako litukuzwe.
Ufalme wako ufike.
Utakalo lifanyike
duniani kama mbinguni.
Utupe leo mkate wetu wa kila siku.
Utusamehe makosa yetu,
kama tunavyowasamehe
na sisi waliotukosea.
Usitutie katika kishawishi,
lakini utuopoe maovuni.
Amina.

Dann folgten die Fürbitten:

Für die Menschen in Burundi, im Südsudan und in allen Konfliktgebieten. Wir bitten dich um Frieden und Versöhnung zwischen verfeindeten Völkern und Volksgruppen, zwischen Religionen und Weltanschauungen, zwischen Armen und Reichen.
Wir bitten Dich, erhöre uns.

Für die Menschen in Mosambik und Simbabwe, die in kurzer Zeit von zwei verheerenden Stürmen heimgesucht wurden. Schenke ihnen die Zuversicht, ihre Heimat wieder aufzubauen. Schenke ihnen Lebenskraft und Lebensmut und Menschen, die sich an ihre Seite stellen.
Wir bitten Dich, erhöre uns.

Für die Menschen in Angola und Namibia, die nach dem Ausbleiben der Regenzeit von Hunger und Tod bedroht sind. Rette sie in ihrer Sorge ums Überleben.
Wir bitten Dich, erhöre uns.

Für die Mütter und Kinder in Tansania. Für alle, die vor Ort am Kinderkrankenhausprojekt in Kirua mitarbeiten. Für alle, die hier in Deutschland mit ihren Spenden helfen, dieses Projekt zu realisieren. Und für alle, die sich von hier auf den Weg machen, um vor Ort noch mitzuhelfen. Halte Deine schützende Hand über sie und uns alle, damit wir im Glauben an Deinen Sohn vereint zum Segen füreinander werden.
Wir bitten Dich, erhöre uns.

Dies alles bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Bruder und Herrn. Amen.

Das gemeinsame Danklied „Asante sana Yesu“ und der Segen schlossen die Station ab und die Gemeinde zog weiter zum Abschluss in die Kirche zurück.

Die Reaktionen nach dem Gottesdienst waren durchweg positiv. Eine Frau sprach mich sogar an, dass sie das mit dem Krankenhausprojekt bisher gar nicht so wahrgenommen hätte, dass da die Eröffnung jetzt anstünde. Den ein oder anderen haben wir vielleicht zum Nachdenken angeregt und vielleicht auch das Interesse an diesem Projekt geweckt.

Um fünf Uhr aufstehen, ist nicht mein Fall. Aber heute hat es sich gelohnt.

2 Gedanken zu „Fronleichnam“

  1. Vielen herzlichen Dank, dass du um 5 Uhr Morgens aufgestanden bist! Der Aufwand hat sich gelohnt! Dir und deinem Team einen großen Lob für die Gestaltung dieses Altars! 🙂

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