Am Silvestermorgen ging’s erstmal nach Moshi, ein paar notwendige Besorgungen machen.
Am Nachmittag waren wir dann wieder am Krankenhaus. Der Container sollte geöffnet werden, damit man sieht, welche Geräte man zum Entladen braucht.
Ok, man hätte ja einfach auf den Typen aus Deutschland hören können, der sagte „Ihr braucht einen Gabelstapler mit langer Gabel“, aber nein, man muss es ja erst mit eigenen Augen sehen.
„We can break this box to get to the things behind.“ „NO WAY! You have to pull it out in one piece and carefully.“ Alfons wäre wahrscheinlich am Ausrasten, wenn er das hier miterleben müsste.
Lange Rede, kurzer Sinn, einen Stapler mit so langer Gabel haben sie nicht, den müssen sie erst woanders anmieten. Enttäuscht wird der Container wieder verschlossen.
Anschließend ist ein Meeting des KCCF-Boards. Das ist ja der eigentliche Grund, warum ich hier bin, um die verantwortlichen Leute der KCCF und der SKES kennenzulernen. Rund zwei Stunden diskutieren wir, wie der aktuelle Stand vom Krankenhaus St. Monica und der MEMA Pre and Primary English School ist und was aus Sicht der KCCF ganz oben auf der Prioritätenliste steht.
Das Krankenhaus macht monatlich ein großes Defizit von rund 10 Millionen tansanischen Schilling. Um das zu verringern, soll eine Schulungseinrichtung für medizinisches Personal entstehen, dann damit lässt sich hier Geld verdienen. Allerdings ist der Ausbau eines Teils der vierten Etage zu einer solchen Training facility wiederum sehr zeitaufwändig, so dass das eben keine schnelle Lösung ist. Schneller geht’s, wenn einfach die Zahl der Patienten erhöht wird und das hängt elementar an der Ausstattung. Das Röntgengerät muss schleunigst installiert werden.
Und auch ein neuer Krankenwagen wird benötigt, damit man die Patienten ins Krankenhaus bekommt. Dass ich da verkünden konnte, dass der Unitas-Verband im Rahmen seines Sozialen Projekts das Geld für den Krankenwagen gesammelt hat und der jetzt zeitnah bestellt werden soll, brachte große Freude.
Die weitere Liste hat dann so Punkte wie eine Physiotherapieabteilung, eine unterbrechungsfreie Stromversorgung und Solarpanele, eine interne Telefonanlage (um nicht alles mit Papier und zu Fuß machen zu müssen), Internetanschluss (technisch möglich, aber sauteuer) und ein Überwachungssystem.
In der MEMA-School ist der Break-even-Point erreicht, die Schule kann den laufenden Betrieb aus den Einnahmen decken. Momentan gibt es sechs Klassenstufen plus zwei Vorschulklassen. Im nächsten Semester kommt mit der siebten Klasse die Abschlussklasse dazu. Sämtliche Räume sind durch die Klassen belegt, so dass es keinen gemeinsamen Speisesaal oder eine Aula für Abschlussfeiern und Elterntage gibt. Das zu bauen, hat hier die höchste Priorität. Vor zwei Jahren, als es noch weniger Klassen waren, gab es eben einen solchen gemeinsamen Speiseraum, der jetzt in ein Klassenzimmer umgewandelt wurde.
Auch die Spielmöglichkeiten sind für die Anzahl Schüler nicht ausreichend, die Behörden verweisen auf den fehlenden Playground, es fehlt schlicht am Geld, das vorgesehene Gelände zu kaufen.
Der dritte Wunsch ist dann eine Bibliothek mit Computerraum. Dafür ist Platz auf dem Schulgelände, würde aber die vorhandenen Spielmöglichkeiten weiter einschränken, weshalb es hinter dem Erwerb des Geländes für den Playground steht.
Am kommenden Montag habe ich dann bei der SKES in Karansi nochmal so ein Meeting, da geht es um die Belange der dortigen Schule. Wenn es dann eine vollständige Liste der Bedürfnisse und Wünsche gibt, dann können Baraka und der Unitas-Verband jeweils für sich entscheiden, was der nächste Punkt ist, der konkret gefördert werden soll. Kirua Kinderhospital Hilfe e.V. plant die Training facility, aber das ist wie gesagt eher langfristig zu realisieren.
Für den Abend hatten wir uns dann eine Überraschung für das Personal ausgedacht. Es war klar, dass ein Teil der Leute auch in der Nacht zu Neujahr arbeiten muss, die Patienten müssen schließlich versorgt werden. Die Idee war, diesen Leuten trotzdem einen schönen Abend zu ermöglichen. Daraus erwuchs dann doch die Idee, alle Mitarbeiter ins Restaurant auf dem Klinikgelände einzuladen. Diejenigen, die frei hatten, unterstützten ihre arbeitenden Kollegen, so dass jeder zumindest eine Zeitlang dabei sein konnte. Und so feierten wir gemeinsam den Silvesterabend und begrüßen das neue Jahr mit viel Essen, Getränken, einem Kuchen, Musik und Tanz. Es war wohl das erste Mal, dass es überhaupt so ein Mitarbeiterevent gab und es schien zumindest für ich so, dass alle glücklich waren.
Ich kann jetzt mit Recht behaupten, einmal im Leben eine Million für Essen ausgegeben zu haben, aber umgerechnet sind das nicht mal 400€ und bei 30 mitfeiernden Mitarbeitern ein mehr als akzeptabler Preis. Dass ich dann anstelle eines Mitarbeiters den Kuchen anschneiden musste – geschenkt. Und dass jeder mit mir ein Selfie machen wollte, war auch gewöhnungsbedürftig. Ich eigne mich sich nicht zum Superstar und das versuchte ich auch zum Ausdruck zu bringen, dass wir alle auf Augenhöhe sind und uns als Freunde/Rafiki betrachten sollen.
Jetzt ist also das neue Jahr 2022 da. Hoffen wir, dass es uns weltweit ein Ende der Pandemie bringt. In Deutschland wäre es jetzt Zeit für das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Hier fährt ein Auto durchs Dorf und spielt die ganze Zeit Happy New Year von ABBA. Andere Länder, andere Sitten.
Hallo Martin,
wir schicken dir warme 11°C Neujahrs Grüße aus Fellbach.
Bei dieser gelungenen Neujahrsparty wären wir auch gerne dabei gewesen. 🍾🍹🥂
VG Andreas und Simone